Wie und wo: in Quarantäne auf dem Schiff
Beschäftigung: Aufräumen, Putzen, auf dem Laufenden Bleiben
Gesundheit: etwas flau in Magen und Kopf
Essen: faites bateau
Motto: Schluss mit Lubrizol & Co, aber subito!
Am 26. September werden wir nachts gegen 3 Uhr von lautem Knallen geweckt. Wir tippen auf ein heftiges Gewitter (und sind froh, nicht auf hoher See zu sein), dann auf Schüsse in nächster Nähe (sowas ist auch im Hafen ungemütlich), beim Sichten der dicken, schwarzen Wolke dann auf den Brand eines Schiffes. Wie andere machen wir uns auf, die Ursache zu erkunden und sehen die riesigen Flammen am andern Ufer der Seine in die Höhe schiessen. Bald erfahren wir im Radio, dass die Schmiermittelfabrik Lubrizol der Kategorie Seveso („Industrieanlagen mit besonders hohen Risiken für die Bevölkerung“) in Brand geraten ist. Wie für Bevölkerung und Tiere im näheren Umkreis vorgeschrieben verlassen wir unsere “Wohnung” den ganzen Tag nicht und lassen auch alle Fenster geschlossen. Über die Ursachen des Brandes können weder die Leitung der Firma noch Behörden Angaben machen. Auch die Folgen für Mensch und Umwelt sind nicht absehbar. Die Schulen werden geschlossen. Am Radio wird viel geredet, vor allem spekuliert. Viele Menschen im näheren und weiteren Umfeld sind beunruhigt. Von unserem Schiff aus sehen wir den pechschwarzen Rauch, der – an uns vorbei! – Richtung Rouen zieht. Im Hafen herrscht geschäftiges Treiben. Feuerwehrmänner ziehen die hier gelagerten Ölsperrvorrichtungen ins Wasser, um die Verschmutzung der Seine einzudämmen. Erst einen Tag später, als wir der Seine entlang nach Rouen gehen, atmen wir den Gestank und die verpestete Luft ein. Auf dem Quai fehlen joggende und flanierende Menschen, und in der Stadt tragen sie Masken.